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KAPITEL

1. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel der "Hasenjagd" Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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2. Elisabeth Reichart: Februarschatten. Roman
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3. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel des Films "Hasenjagd" (1994) von Andreas Gruber. Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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4. Anhang
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Herbert Staud:
Formen der Erinnerung - Gedächtnisarbeit


"Wie Gertrud Koch meint auch Camille Nevers in den Cahiers du Cinéma, es sei keine Frage des Genres, ob ein Film zu dieser Thematik gelungen sei; Spielfilm sei nicht gleich Lüge, sei nicht Gegensatz zur Realität: Die Fiktion zeigt gerade einen Blick auf die Realität; ob dieser nun wahrhaftig oder verlogen ist, kommt auf nichts anderes als die Klarheit des Blicks an." (Beckermann 1995, 11)

"Trotzdem gelingt Spielberg mit der Umkehr der Bedeutung der Listen von Listen des Todes zu einer Liste des Lebens eine Befreiung der Bilder wie sie im Kino selten ist. Wir sehen in diesem Film, glaube ich, fünfmal das Anfertigen von Listen. Deportationslisten, Todeslisten. Immer wieder das Tippen der Namen mit den unregelmäßigen Buchstaben mechanischer Schreibmaschinen. In der Szene, in der Schindler und Stern sich an möglichst viele Namen zu erinnern suchen, um sie auf IHRE Liste zu setzen, entsteht eine Lebensliste. Die Todeszüge werden zu Lebenszügen, als die Juden von Plaszow abfahren. Hier und in den darauffolgenden Szenen geschieht etwas. Die abgenutzten Bilder, die bis zum Überdruss benutzten Symbole - Züge, Stempel, Koffer - werden ihres Symbolcharakters entkleidet. Durch den Wechsel in die unerwartete Richtung - von Tod zu Leben - erkennen wir wieder, dass Züge, Koffer, Listen nichts anderes sind, als sie sind. Dass es darauf ankommt, mit welchen Inhalten sie gefüllt werden, mit welchem Blick sie gefilmt werden." (Beckermann 1995, 12)

"Dabei offenbart der Film zugleich ein Problem, das seit der Entstehung der technischen Bilder über jede Form von kulturellem Gedächtnis bestimmt: die Frage, ob nicht gerade das Medium, dem heute zunehmend die Erinnerung an die Wirklichkeit des Grauens anvertraut wird, zugleich das Medium ist, das die Lust am Grauen befriedigt." (Braun 1995, 21)

Einige Hinweise zum Verhältnis von Film und Literatur

Über das Verhältnis von Literatur und Film gibt es eine Reihe von Untersuchungen. Wichtige Ergebnisse daraus sollen hier festgehalten werden:

Lange Zeit galt im Verhältnis von Literatur und Film die Verfilmung eines Themas gegenüber der literarischen Umsetzung als künstlerisch untergeordnet. Für viele war die Verfilmung mit einer Verlusterfahrung des Literarischen verbunden. Heute ist man jedoch von dieser Wertung mehr und mehr abgegangen und beschäftigt sich zunehmend mit intersemiotischen Fragestellungen, d. h. mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten des Zeichensystems von Literatur und Film.

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