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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


Brasloffs Darstellung des Austrian PEN ist nicht korrekt.

Ähnliches berichtet Hilde Spiel von Theodor Kramer:

"Jener Londoner Hüter der Sozialdemokratischen Partei indes, der Kramer sich in Wien verschrieben hatte, Oscar Pollak, wollte ihm nicht erlauben, sein Werk in dem weiter links gerichteteten Austrian Centre vorzulesen, das die einzige Plattform für literarische und theatralische Darbietungen der österreichischen Emigranten war. Schuldbewußt betrat er denn von Zeit zu Zeit das Podium, des Pollak'schen Bannfluches gewärtig." (Spiel 1986, 2 f.)

Pollak, Oscar zeigen

Kramer hat aber auch mindestens einmal, nämlich am 2. August 1942, aus "neuen Gedichten" im Austrian Labour Club, London, gelesen. Und an der vom Austrian-P.E.N. veranstalteten "I. Österreichischen Kulturkonferenz" (London, 29./30.8. 1942) nahm er als vom Austrian Labour Club Nominierter teil.

P.E.N.-Club: Einladung zur Theodor-Kramer-Lesung, 1942 zeigen

Warum aber bestand zwischen den österreichischen Sozialisten in Großbritannien und dem Austrian Centre überhaupt ein solcher ausschließender Gegensatz? Die größten Meinungsverschiedenheiten bezogen sich auf die Zukunft Österreichs: Während das Austrian Centre und das aus ihm hervorgegangene Free Austrian Movement für die Wiederherstellung eines demokratischen Österreich eintraten (sie folgten darin den politischen Direktiven der KPÖ, entsprachen damit aber sicher den Wünschen einer großen Mehrheit der Flüchtlinge aus Österreich), hielten die führenden Sozialisten (Karl Czernetz und Oscar Pollak) am Konzept der "gesamtdeutschen Revolution" fest, welche sie, als deutsche Truppen fast ganz Europa erobert hatten, später zu einer "gesamteuropäischen" modifizierten. Sie lehnten zwar die Form des "Anschlusses" an Deutschland ab, bejahten aber seine "historische Notwendigkeit". Sie blieben der großdeutschen Einstellung der Vorkriegssozialdemokratie verhaftet, die die Vereinigung Österreichs mit Deutschland als eines ihrer wichtigsten Ziele ansah und diesen Passus erst im Oktober 1933 aus ihrem Parteiprogramm strich. Für Theodor Kramer war das Aufgehen Österreichs in einem Großdeutschland kein erstrebenswertes Ziel. Je länger Kramers Exil währte, umso betonter "österreichisch" ist seine Haltung.

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