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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


"Wann das Ehepaar Kramer aus Wolverhampton nach London zog [Anmerkung: Hier irrt Brasloff. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß "das Ehepaar Kramer nach London zog". Kramer hielt sich ohne seine Frau in London auf], ist mir nicht erinnerlich, aber ich traf Kramer wiederholt, wenn ich zu Tagungen des Austrian Labour Club nach London kam. Er gehörte nicht zu den "auserwählten" Teilnehmern und stand im Vorraum herum, offenbar wartend, um Bekannte zu treffen. Wir beide gingen regelmäßig in ein nahegelegenes Café zu einem Plausch. [...] Er empfand es schmerzlich, daß "die Genossen" sich zu ihm so gleichgültig benahmen. Wie er mir wiederholt sagte, werde er hingegen von den viel freundlicheren Angehörigen der "Konkurrenz", dem Austrian Centre, häufig zu Kaffee und Kuchen eingeladen."

Die Gründe dieser Gleichgültigkeit, von der schon die Rede war, sieht Brassloff - abgesehen von der Konzentration der Sozialisten auf die 'reine Politik' - u. a. darin:

"[...] daß es in diesen Kreisen bekannt war, daß er in der Periode des Christlichen Ständestaates in zu diesem Regime gehörigen Publikationen veröffentlicht hatte. [Anmerkung: Dieser Vorwurf müßte wohl dahin ermäßigt werden, daß Kramer zwar in Österreich publiziert hat, nie aber in den Zeitschriften und Zeitungen, die als Organe der Regierung oder der Vaterländischen Front angesehen werden müssen.] [...] sein literarisches Werk und seine Eigenart wurde in diesen Kreisen nicht geschätzt."

Nun folgt in Brassloffs Bericht eine kleine Verwirrung des Zeitablaufs, indem er ein Ereignis, das ins Jahr 1943 fällt, zur Erklärung von Haltungen heranzieht, die er wahrscheinlich schon 1941 und 1942 beobachtet hat:

"Dazu kam ferner, daß er auch in der Emigration unter den Auspizien des Austrian PEN den Band 'Verbannt aus Österreich' publizierte. Hinter dem PEN standen wohl damals den Kommunisten nahestehende Sympathisanten; ich vermute, daß er, abgesehen vom Namen, nicht wirklich bedeutend war. Die PEN-Publikation war in der Sicht orthodoxer Parteisozialisten ein anderer Schlechtpunkt." (Brassloff 1985, 6)

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