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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


"Der Kalmer ist auf mich aufmerksam geworden wegen meiner Gedichte, und er hat auch den Kramer gekannt. Und ich hab den Kramer durch meinen Deutschlehrer, den Otto Spranger, kennengelernt, der gesagt hat, ich muß den unbedingt kennenlernen und mich unter Umständen ein bißchen um ihn kümmern." (Kaiser 1990, 81)

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In den zugänglichen Dokumenten und in der vorhandenen Sekundärliteratur klafft für die Zeit von Oktober 1939 bis Mai 1940 eine Lücke. Feststeht, dass Kramer vermutlich am 16. Mai 1940 als "enemy alien" der Kategorie B interniert worden ist und zunächst ins Lager Huyton bei Liverpool kam. Ein Leidensgenosse Theodor Kramers, Gerhard Zadek, der sich allerdings an eine persönliche Bekanntschaft mit Kramer nicht erinnern kann, berichtet:

"'Huyton' war eine Vorortsiedlung der großen Hafenstadt Liverpool an der Westküste Englands in der Grafschaft Lancashire. Man hatte dort einen ganzen Ortsteil neu erbauter ein- bis zweistöckiger Siedlungshäuser mit einem soliden Stacheldrahtzaun umgeben. Das ganze sah aus wie eine gerade verlassene Baustelle."

Der Lagerkommandant, ein Colonel, verlangte, dass die Internierten in Reih und Glied und mit einem deutschen Lied ins Lager einzögen. Unter den Internierten war auch der deutsche kommunistische Dichter Kuba (mit dem Theodor Kramer, wie aus anderen Zusammenhängen vermutet werden darf, damals Bekanntschaft schloss).

"In den uns zugewiesenen Quartieren befand sich absolut nichts, als nur der blanke, sauber gestrichene Fußboden. Am Abend gab es pro Person einen leeren Jutesack. Genug Stroh lag jetzt vor den Häusern auf der Straße, zur Komplettierung der 'Wohnung'. Wir hatten Glück, in unserem Haus gab es wenigstens Wasser, bei anderen noch nicht. [...] Die Zusammensetzung in Huyton mit seinen 4000 Insassen aus Deutschland und Österreich war viel bunter als in anderen Lagern. An Berufen war hier alles vertreten, Arbeiter, Ingenieure, Wissenschaftler und Studenten, Ärzte und Krankenpfleger, Köche, Friseure, Matrosen und Geistesschaffende, Künstler, Schriftsteller, Journalisten. Auch hier bildeten die aus rassistischen Gründen verfolgten jüdischen Internierten den Löwenanteil. [...] Das traf aber nicht auf alle Internierten zu. Im Lager befanden sich auch sogenannte Auslandsdeutsche ... Auch SS-Leute gab es im Lager. [...] Eine Minderheit im Lager bildeten die linken politischen Emigranten. Ihre Einreise nach England war jahrelang erschwert oder überhaupt unmöglich gemacht worden. [...] Der Anteil der Jugendlichen war erheblich ... [...] Geleitet wurde das Jugendkomitee von Stefan Kaufmann, einem jungen Österreicher mit großem Einfühlungsvermögen und diplomatischem Geschick."

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