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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


Am 20. Juli 1939 konnte Theodor Kramer das Deutsche Reich endlich verlassen und kam am nächsten Tag in Dover an. Am gleichen Tag schrieb die "American Guild" an das US-Generalkonsulat in London:

"Mr. Kramer has come to England under the auspices of our organization; a scholarship has been awarded to him in recognition of his literary merits." (zit. nach Chvojka 1984, 238)

Der Aufenthalt in Großbritannien galt den Beteiligten als Zwischenlösung. Am 31.7. 1939 schrieb Theodor Kramer aus London an die "American Guild", er strebe nun eine Weiteremigration in die USA an. Seine Frau "ist noch etwa 14 Tage in Aushilfsstellung in Wendover". (zit. nach Berthold, Eckert, Wende 1993, 345) In den USA hatten etliche Freunde und Verwandte Kramers, so Rose und Otto Spranger, Ernst Waldinger, Paul Elbogen, sein Bruder Richard, Asyl gefunden. Außerdem hatte Inge Halberstam ja Verwandte in den USA, nicht aber in Großbritannien. Fritz L. Brassloff berichtet:

"Ich war bereits im März 1938 aus guten Gründen in die Schweiz gekommen oder richtiger entkommen. Ich wanderte im August 1939 nach England weiter. Am Tag nach meiner Ankunft in London begab ich mich pflichtgemäß ins Büro des jüdischen Flüchtlingskomitees zur Registrierung. Im Warteraum war auch Theodor Kramer, der sich mir vorstellte, den ich aber bereits von der Vorlesung im Volksheim [Anmerkung: Brassloff hatte, wie er an anderer Stelle berichtet, vor 1934 eine Lesung TKs im Volksheim Ottakring besucht] kannte. Ich glaube nicht, daß ich davon überrascht war, daß er zumindest "rassisch" Jude war. Vorher hatte mich seine Abkunft gleich jene vieler anderer nicht beschäftigt oder interessiert. Jetzt war es sozusagen normal geworden, daß sich herausstellte, daß Leute, die bisher gar nicht als Juden galten, zu der verfemt gewordenen Gruppe gehörten."

Volksheim Ottakring zeigen

"Kramer sagte mir mit einem gewissen Stolz, Eleanor und Herbert Farjeon [Anmerkung: Eleanor Farjeon (1881 - 1965), berühmt vor allem als Kinderbuchautorin, Verfasserin von über 100 Büchern und Theaterstücken. Einige Werke: "Jim at the Corner and Other Stories" (1934), "The Children's Bells" (Gedichte, 1934; auch unter dem Titel: "Eleanor Farjeon's Poems for Children", 1951), "The Little Bookroom" (Geschichten für Kinder, 1955)], zwei damals angesehene englische Schriftsteller, hätten ihm als Garanten die Einreise ermöglicht, die unter den Auspizien des PEN-Klubs stattfand." (Brassloff 1985, 5)

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