zurück zum Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

1. Lebensphasen
anzeigen

2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
anzeigen

3. Gescheiterte Rückkehr
anzeigen

4. Anhang
anzeigen

 

Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


"Kramer hat mir einen größeren Betrag auf gut Glück vor meiner Ausreise in die Schweiz gegeben, den ich ihm in der unsicheren Zukunft! zurückgeben sollte. Und so geschah es. Nach '46 oder '47 hat er es (auf seinen Wunsch) in Raten zurückbekommen. Er muß Gründe dazu gehabt haben. Damals (in New York) waren wir bereits in der Lage, den ganzen Betrag zu retournieren [...] Da ich sein Geld nicht aus Wien mitnehmen konnte (durfte!), aus Angst, erwischt zu werden, habe ich es für Kleidereinkäufe verwendet." (Rose Spranger, Brief an die Zeitschrift "Mit der Ziehharmonika", Nr.1/1990, 12)

Irm Sulzbacher zufolge hat Kramer bereits 1941 monatliche Überweisungen von "jener Geldsumme" erhalten, "die er ... vor seiner Emigration der Familie Prof. Spranger ins Ausland mitgegeben hat." (vgl. Sulzbacher 1984, 52 f.) Als entscheidender Strang in dem Gewirr von Bemühungen, ein Visum für Theodor Kramer zu beschaffen, muss der von Theodor Kramer schon seit 1936 über Peter de Mendelssohn, Thomas Mann und Richard A. Bermann angebahnte Kontakt zur "American Guild for German Cultural Freedom" vermutet werden, wobei besonders Ernst Waldinger durch Vorsprachen bei Thomas Mann und bei der "American Guild" in New York um den in Wien verbliebenen Freund bemüht war. Die "American Guild" verschaffte Theodor Kramer zunächst ein amerikanisches Affidavit. Dieses wurde jedoch vom US-Konsulat in Wien in der vorgelegten Form nicht anerkannt. (vgl. Berthold, Eckert, Wende 1993, 341) Das Problem bestand bald nicht mehr darin, Theodor Kramer die Einreise in ein Land seiner Wahl, sondern darin, ihm die Einreise in irgendein Land und damit die Ausreise aus dem Deutschen Reich zu ermöglichen. So schrieb also am 27.4. 1939 Thomas Mann aus Princeton an das British Home Office und setzte sich für eine Einreise Theodor Kramers ein.

Mann, Thomas zeigen
Mann, Thomas zeigen
Mann, Thomas zeigen

Es ist nicht geklärt, ob dies in Abstimmung mit der "American Guild" geschah, was aufgrund der engen Zusammenarbeit der "American Guild" mit Mann wahrscheinlich ist, oder nur aufgrund einer persönlichen Intervention Ernst Waldingers.

Und am 31.5. 1939 schrieb das englische P.E.N-Zentrum an das Home Office, dass es für die Zeit des Aufenthalts Theodor Kramers in Großbritannien eine Unterstützung aus dem "P.E.N. Refugees Writers Fund" garantiere. (Diese Unterstützung betrug gewöhnlich 3 Pfund die Woche.) Schon Anfang Mai hatte das "Scholarship Committee der American Guild" ein dreimonatiges Stipendium (monatlich 50 Dollar) für Theodor Kramer beschlossen, das an Inge Kramer-Halberstam in Großbritannien angewiesen wurde. (vgl. Berthold, Eckert, Wende 1993, 341) Am 2.5. 1939 hatte Arnold Zweig zu diesem Behufe für die "American Guild" ein Gutachten über Theodor Kramer skizziert:

Österreichischer P.E.N. zeigen
P.E.N. International zeigen

"Der Lyriker Theodor Kramer schien mir schon vor der Zerstörung des deutschen literarischen Lebens durch den Einbruch der Hitlerei eine der lebendigsten und wertvollsten Stimmen, die sich im Vers äußern. Seither hat er Gedichte veröffentlicht, die nach Einbruch eines neuen Zeitalters in einer Lyrik-Anthologie das Gesicht unserer Jahre würdig widerspiegeln werden." (zit. nach Berthold, Eckert, Wende 1993, 343)

Kramer, Theodor - Brief des P.E.N. zeigen
Zweig, Arnold zeigen

S. 10/26 vorherige Seite - nächste Seite

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG