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KAPITEL

1. Politisches Kabarett
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2. Blaue Blusen/Rote Spieler
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3. Jüdisch-Politisches Cabaret
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4. Der liebe Augustin
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5. Die Stachelbeere
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6. Die Seeschlange
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7. Literatur am Naschmarkt
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8. ABC
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9. Anhang
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Herbert Staud:
Die Wiener Kleinkunst der Zwischenkriegszeit im Widerstand gegen den Faschismus


Das 13. Programm, gespielt vom 6. Mai bis 11. Juli 1936, trug den Titel: "Zwischen Himmel und Erde" und brachte ein Mittelstück von Jura Soyfer: "Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang".

"Soyfers erstes Mittelstück 'Der Weltuntergang oder die Welt steht auf kein' Fall mehr lang' wurde im Frühsommer 1936 aufgeführt. Der apokalyptische Titel war nur allzu berechtigt: im Vorjahr hatte Hitler die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, im März 1936 hatte er sich über die Verträge von Versailles und Locarno hinweggesetzt und war ins Rheinland einmarschiert. Im Mai desselben Jahres brach Mussolini den letzten Widerstand der Abessinier; die Achse Berlin-Rom, Grundlage für Hitlers Eroberungskrieg, konsolidierte sich, während die Westmächte tatenlos zusahen. Soyfers Warnung vor dem drohenden Krieg wurde von den Ereignissen mit unheimlicher Exaktheit bestätigt: das Stück wurde zum letzten Mal am 11. Juli 1936 aufgeführt, an dem Tag, an dem Schuschnigg mit Hitler das Abkommen schloß, das den Untergang Österreichs besiegelte. Ein paar Tage später, am 18. Juli, brach der Spanische Bürgerkrieg aus. Die Generalprobe für den Zweiten Weltkrieg hatte begonnen. Die Menschheit vor der Katastrophe - das ist die Testsituation des Stückes. Die Diagnose, die mit Krausscher Konsequenz von Szene zu Szene erhärtet wird, lautet, daß diese Menschheit in Verblendung und Dummheit ihren letzten Tagen rettungslos entgegentaumelt, da das Verhängnis als umsatzfördernde Sensation begrüßt. Revoltierende Massen werden im Interesse von Law and Order niedergeknüppelt. Die Gegenstimme des Wissenschaftlers verhallt in einer Wüste von Klischees - noch vor dem Ende der Welt hat ihr Untergang in der Sprache stattgefunden." (Jarka 1984, 10 f.)

Soyfer, Jura: "Weltuntergang" zeigen

Im vierten Bild erhält Professor Guck, der den Weltuntergang vorausberechnet hat und die Menschheit - vergeblich - warnt, einen Audienztermin bei einem nationalsozialistischen Führer. Guck erhofft sich, dass dieser vielleicht das Problem versteht. Sie können die Szene lesen oder sie sich anhören.

Soyfer, Jura: Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein? Fall mehr lang zeigen
Soyfer, Jura: Der Weltuntergang zeigen

Falls Sie Erklärungen zu einigen Anspielungen brauchen, wählen Sie bitte aus:

Schulungslager für Schulhelferinnen in Nutringen zeigen
Rassenkunde im Schulbuch: "Die Judennase ist an der Spitze gebogen. Sie sieht aus wie ein Sechser ..." zeigen

Am Ende verliebt sich der Komet Konrad, der das von den Planeten beschlossene Zerstörungswerk vollziehen sollte, in die Erde und verschont sie. Er singt den Kometen-Song.

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