Lesen Sie nun die Nummer "Schale Nussgold oder die Kellnerprüfung" von Rudolf Weys aus dem Jahr 1934.

Während sich die Nummer "Die Kellnerprüfung" über wienerische Schrulligkeiten und Spracheigenheiten lustig macht, kommt mit der Nummer "Die kompetente Behörde" (1934) ein neues Element ins Spiel: die Figur des Preußen. Das Thema der Charakter- und Sprachunterschiede zwischen Österreichern und Preußen reicht natürlich lange in die Geschichte zurück. Durch die nationalsozialistische Machtergreifung in Deutschland bekommt das Thema für das Kabarett erneute Aktualität und eine zusätzliche politische Dimension: Protest gegen die Hitlerdiktatur, nach und nach auch verbunden mit Kritik gegen den heimischen Faschismus. In der folgenden Nummer ist der Preuße zwar der "Angeschmierte", es überwiegt aber doch die Kritik am österreichischen - personifizierten - Amtsschimmel.

In der Folge sollte aber doch die Bekämpfung des "Preußischen" als Allegorie der deutschen Untugenden in der Politik in den Vordergrund rücken. Die österreichisch/wienerische Behäbigkeit sollte damit weniger verspottet, sondern vielmehr gehegt werden als Schutzmechanismus vor nationalsozialistischer Indoktrinierung. Sie können diese Entwicklung nachvollziehen, wenn Sie später die Nummer "Langenscheidt für Schriftdeutschland" aus dem Jahre 1936 und im Praxisfeld "Wiener Werkel" "Das Spiel vom Chinesen, der net untergeht" aus dem Jahre 1939 durcharbeiten.