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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Kakaniens Erbe(n)
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3. Hans Natonek (1892-1963)
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4. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Von Prag bis Tucson - Die vielen Leben des Hans Natonek


"[...] Die Schmierereien Ihrer Tochter und die meines geschiedenen Mannes haben starken Anklang bei den deutschen sowohl auch tschechischen Behörden gefunden [...] Und wer da glaubt, nach jüdischer Art 'mauscheln' zu können, der irrt sich gewaltig. Da gibt es zukünftig eins auf die Fingerchen! Heil Hitler!" (zit. nach Natonek 1982, 360, Schreibung im Original)

Erica Schmidt-Wassermann hat Hans Natonek wohl das Leben gerettet, da er Vogel-Strauß-Politik betrieb und in Deutschland geblieben wäre. Nach vielen Schwierigkeiten erfolgten die Scheidung und dann die neue Eheschließung. Zunächst lebte das neue Paar bei Ericas Eltern, Natonek recherchierte zum Chamisso-Roman Der Schlemihl (1936), dann wurde ihm vom nationalsozialistischen Regime die Staatsbürgerschaft aberkannt. Ein Zugführer, mit dem Hausmädchen der Familie Wassermann bekannt, versteckte ihn in einer Lokomotive, und so gelangte der nun Staatenlose im Mai 1935 ohne Papiere nach Prag. Die ökonomische Situation dort war trist, denn die Exilblätter konnten wenig zahlen.

Ludwig Winder (1889-1946) und Max Brod (1884-1968) versuchten zu helfen, aber Natonek isolierte sich immer mehr. Mit einer Geldzuwendung eines Onkels kaufte er die tschechische Staatsbürgerschaft. Nun wollte Natonek seine Kinder und auch seine Exfrau, die ebenfalls staatenlos wurde und so keinen Anspruch auf Unterstützung hatte, nach Prag holen. In dieser vielfach komplizierten Situation zerbrach die Ehe mit Erica, das Ehepaar ließ sich noch in Prag scheiden. Erica ging zu ihrer Schwester nach London, Natonek floh nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei nach Paris. Dort vertiefte er seine Freundschaft mit Joseph Roth und verkehrte im Kreis der Individualisten und politisch Lagerlosen. Er konzipierte einen Blaubart-Roman, der eine Verquickung seiner Lebensgeschichte mit dem Blaubart-Mythos, eine Auseinandersetzung mit seinen gescheiterten Liebesbeziehungen ist. Jürgen Serke hat das Werk, an dem der Autor in den USA noch intensiv gearbeitet hat, aus dem amerikanischen Nachlass wieder zugänglich gemacht. (Natonek 1988)

Roth, Joseph zeigen
Roth, Joseph zeigen
Roth, Joseph zeigen
Brod, Max zeigen

Nachdem Paris von deutschen Truppen besetzt worden war und Internierungslager für Deutsche eingerichtet worden waren, berieten Natonek, Ernst Weiß (1882-1940), Walter Mehring und Hertha Pauli ihre weitere Flucht nach Spanien. Natonek telegraphierte an Thomas Mann (1875-1955) und bat um Hilfe. Er ging nach Lourdes, wo auch Franz Werfel (1880-1945) festsaß. Dann gelangte er nach Toulouse, wo er Walter Mehring und Hertha Pauli, von denen er getrennt wurde, wiedertraf. Ernst Weiß hatte den Freitod gewählt. In Marseille erfuhr Natonek, dass Thomas Mann - wie so oft - geholfen hatte und sein Name an erster Stelle der Rettungsliste stand. Der amerikanische Liberale Varian Fry (1907-1967), der Gestapo und Vichy-Schergen immer wieder überlistete, half bei der Flucht nach Spanien und Lissabon, wo Natonek am 2. Jänner 1941 seine Ausreisepapiere erhielt und nach New York ging.

Aufgabe:

Notieren Sie, bitte, in der Tabelle im ARBEITSBLATT alle Städte, die bisher erwähnt wurden, in denen Hans Natonek gelebt oder gearbeitet hat bzw. die er bei seinen Fluchten berührt hat. Und unterlegen Sie anschließend jene Städte, die Natonek auf der Flucht berührte oder in denen er auf der Flucht lebte, rot. Rufen Sie, bitte, dazu wieder Ihr schon gespeichertes Arbeitsblatt von dem von Ihnen gewählten Speicherplatz auf. Vergessen Sie nicht, Ihre Arbeitsergebnisse im Anschluss wieder unter demselben Filenamen auf Ihrem PC oder Ihrer Diskette zu speichern.

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