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Herbert Staud:
Das Ostmark-Kabarett "Wiener Werkel" - Kollaboration oder Demonstration?
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Karli (eintretend): Heil Hitler, Mutti! Gu'n Abend Papa!
Frau Kampel: Heil Hitler, Karli!
Herr Kampel: Was is'? Zu dir sagt der Bua Heil Hitler und zu mir sagt er Gu'n Abend? Ich
komm' ma ja direkt ausg'stoßn vor. Schaut's Ihr mich vielleicht als Staatsfeind Nr. 1 an?
(Frau Kampel ab in die Küche.) Wo warst denn so lang?
Karli: Dienst g'habt. Papa, kaufst mir ein Fahrtenmesser?
Herr Kampel: A Fahrtenmesser? Zu was denn? Hast doch eh das Federmesserl vom Edi
Onkel!
Karli: Aber ein Fahrtenmesser ...
Herr Kampel: Du brauchst keins! Wann's d'willst, kannst mit mein' Taschenfeitl fahren. (Frau
Kampel tritt ein.)
Frau Kampel: Mahlzeit! (Stellt das Essen auf den Tisch.)
Herr Kampel: Mahlzeit! A Fahrtenmesser! Hunderte Generationen Kinder san ohne
Fahrtenmesser auskommen, ................................ (Ißt) Fixlaudon, a Gräten! Wo kommt denn
die her?
Frau Kampel: Wahrscheinlich vom Fisch.
Herr Kampel: Minderwertig, alles minderwertig. Na, das kann ja noch guat wer'n. Werd's
sehg'n, im Fruahjahr wird's keine Ananas [= damalige Bezeichnung für Erdbeeren] geb'n.
Frau Kampel: Warum soll's denn keine Ananas geben?
Herr Kampel: Erstens weil's rot san, ................................
Frau Kampel: Was hast denn allerweil gegen die Preußen?
Herr Kampel: Gar nix! Aber natürlich, für dich is a jeder Preuß a Lohengrin mit an
Fahrtenmesser!
Frau Kampel: Wieso Lohengrin? Für mich is a Preuß a Deutscher wie jeder andere.
Herr Kampel: Keine Spur von Individualität! Dir genügt a Fahrtenmesser und a Schwan und
deiner Mutter der Blockwart! (Wild.) Aber i will Ananas!! Das is' eben der Zusammenprall
zweier Weltanschauungen: Hie Schwan -, hie Ananas! (Spuckt.) Und der Fisch is' auch noch
voller Gräten!
[...]
(Weys o.J., 191f.)
Und dies ist das Ende für Kampel:
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